Mahnung der Krankenhäuser: Reformen dringend erforderlich

Veröffentlicht: 30. Jun 2020  | Tags: Allgemein

Die Corona-Krise hat es aufgezeigt: Das Gesundheitssystem selbst ist krank und bedarf der Heilung.

Vier Hauptpunkte wurden auf einem Treffen von Vertretern unterfränkischer Krankenhäuser genannt. In den Würzburger Juliusspital-Weinstuben trafen sich die Verantwortlichen von 12 unterfränkischen Krankenhäusern in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft bzw. frei gemeinnütziger Trägerschaft – darunter auch die Geschäftsführung des Klinikum Würzburg Mitte. Ein Querschnitt der hiesigen Kliniklandschaft und Garant und Rückgrat der medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Die Veranstaltung nennt sich zwar „Klinikschoppen“, die Themen sind aber bedeutend und von großer Tragweite.

Finanzierungssystem und Personalmangel

Die öffentlich-rechtlichen Kliniken haben die Pandemie bis jetzt gut gemeistert. Zeit also, aktiv Kritik zu üben. Das Geld reicht nicht. Das Fallpauschalen-System muss reformiert werden, da es nicht ausreicht, Kliniken vollständig zu refinanzieren. Auch müssen die Investitionen sichergestellt sein. Von den öffentlichen Kliniken verlange man, keine Gewinne zu machen – diese werden aber benötigt, um Finanzierungs- und Investitionslücken zu schließen.

Wenn der Applaus verstummt ...

Viel öffentliches Lob haben Pflegekräfte in letzter Zeit bekommen. Aber das Grundproblem ist geblieben. Personalmangel im Pflegebereich. Jetzt ist es Zeit zu handeln: Beruf aufwerten, Hamsterrad stoppen, Bürokratie abbauen, Arbeitsalltage erleichtern. „Diesmal darf es nicht nur bei Ankündigungen bleiben!“ war der Tenor der versammelten Klinikleiter.

Wegducken privater Kliniken

Deutliche Kritik wurde an den privaten Krankenhäusern geäußert. Intensivbetten seien dort teilweise nur zögerlich freigehalten worden. Und das Wort „Rosinenpickerei“ macht die Runde.

Kommunale und gemeinnütze Krankenhäuser haben alles gemacht, was möglich war. Die privaten Krankenhäuser hingegen haben sich vornehm zurückgehalten“, stellt Prof. Dr. Alexander Schraml  (Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg) verärgert fest. „Die Politik ist der Auffassung, dass private Kliniken es besser können, als frei gemeinnützige“, sagt Walter Herberth (Stiftung Juliusspital Würzburg)  „dagegen wehren wir uns, weil wir uns nicht die Rosinen picken, sondern uns kümmern. 

Notfallversorgung

Nächstes Beispiel: die Notfallversorgung. Auch hier droht ein Konflikt um Finanzierung und Zusta?ndigkeit. Stressthema dabei: Die geplanten integrierten Notfallzentren, die in Unterfranken unter Leitung der Kassena?rztlichen Vereinigungen stehen sollen. Aber die Hoheit im eigenen Haus aus der Hand geben, will keine Klinik. "Wir sind der Meinung, wir ko?nnen das besser", sagt Jürgen Winter, Leiter des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt. 

Der Druck steigt

Generell hat die Pandemie den großen wirtschaftlichen Druck auf die Kliniken offenbart. Beispiel Thema Schutzausstattung. Kein Haus kann es sich leisten, große Lagerbesta?nde vorzuhalten. Krankenha?user sind keine Unternehmen oder Profit-Center, in denen man nur die Auslastung optimiere. Keine Spielwiese für hyperaktive Prozess-Optimierer. Sondern einfach nur für die Patienten da. Hier muss ein Umdenken stattfinden.

Mit einer Stimme sprechen

„Das 2003 eingeführte DRG-System (Fallpauschalen) ist ein Hamsterrad, das immer schneller läuft, Zeit für Menschen gibt es dabei nicht“, so Herberth. „Das Lob, das die Pflege in den vergangenen Monaten erhielt, muss jetzt auch umgesetzt werden in der täglichen Krankenhauspolitik. Und es muss finanziert werden.

Das haben sich die Teilnehmer des Klinikschoppens vorgenommen. Man wird weitere Treffen haben, in dem die Klinikchefs mit Menschen aus der Region diskutieren wollen. Denn „Die Krankenhäuser der Regionen Würzburg und Main-Rhön stehen mit ihren Mitarbeitern 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr für das Versprechen einer leistungsfähigen und wohnortnahen Gesundheitsversorgung der Menschen in der Region.“

Zum Artikel der MainPost
Zum Blog-Beitrag der Stiftung Juliusspital Würzburg
Zum Beitrag von TV Mainfranken


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Zum Auftakt der regelmäßig stattfindenden Treffen wird der Entwurf einer Erklärung zur Krankenhaus-Politik für die Region vorgestellt. Zentrale Punkte: eine bessere Finanzierung und Maßnahmen gegen den Personalmangel. (Foto: Stiftung Juliusspital Würzburg)