Internationales Filmteam dreht Lehrfilm am Juliusspital

Veröffentlicht: 29. Apr 2019  | Tags: Kardiologie & Internistische Intensivmedizin, Allgemein

Ein internationales Filmteam im Auftrag der Europäischen Kardiologengesellschaft hat die Behandlung dieser Krankheit durch „Perkutane Septumablation“ dokumentiert, um einem breiten Fachpublikum einen Lehrfilm präsentieren zu können.

Was ist Hypertrophe Kardiomyopathie?

Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) ist eine seltene angeborene, vererbte Erkrankung des Herzmuskels. Sie ist durch eine Verdickung der Muskulatur in mindestens einem Wandabschnitt der linken Herzkammer charakterisiert, die nicht Folge einer Druckbelastung des Herzens z.B. durch eine Bluthochdruck­erkrankung oder einen Herzklappen­fehler ist. In ca. 70% der Fälle tritt die sogenannte obstruktive Form auf (HOCM), d.h. der Blutfluß aus dem Herzen ist behindert.

Das klinische Erscheinungs­bild von HCM ist sehr vielschichtig und reicht von unauffälligen Verläufen über eine hochgradige Herzschwäche mit systolischen und/oder diastolischen Funktions­störungen (also während der Kontraktions- bzw. Entspannungsphase des Herzmuskels) bis hin zum plötzlichen Herztod. Neben der Herzschwäche sind schwere Herzrhythmus­störungen ein ernst­zunehmendes klinisches Problem.

Symptome und Diagnose

Häufig zu beobachtende Symptome der HCM sind u. a. Atemnot bei normaler Belastung, Enge-Gefühl in der Brust, Schwindel, Herzklopfen und gelegentliche Bewusst­losigkeit. Die Diagnose der H(O)CM ist eine große Heraus­forderung in der Inneren Medizin und Kardiologie, da die Patienten über wechselnde Beschwerden klagen und sich in der Regel gut an ihre Situation anpassen. Insbesondere bei jungen Patienten ist der plötzliche Herztod deshalb eine große Gefahr.

Behandlung

Grundsätzlich verfolgt die Behandlung der HCM/HOCM zwei Ziele: Zum einen sollte genau bestimmt werden, wie hoch das Risiko des Auftretens des plötzlichen Herztodes ist. Zum anderen ist die Kontrolle der Beschwerden ein wesentliches Behandlungsziel. Bringt eine medikamentöse Therapie keine Erfolge, sollte über operative oder katheterinterventionelle Maßnahmen nachgedacht werden.

Eine sogenannte katheterinterventionelle Maßnahme ist die von Professor Seggewiß weiterentwickelte Septumablation. Diese stellt je nach Ausgangslage eine gute Alternative zur Operation am offenen Herzen dar und führt zu einer kürzeren Krankenhausverweildauer und insgesamt schneller wieder zur Aufnahme gewohnter Tätigkeiten.

Bei der Septumablation wird durch Einspritzen von i.d.R. Alkohol in einen Ast, welcher die verdickte Septummuskulatur versorgt, ein sog. künstlicher Herzinfarkt erzielt, der im Laufe der Zeit zu einer Verdünnung des Herzmuskels und somit auch zur Normalisierung der Herzfunktion führt. Wichtig dabei ist, dass vor Alkoholgabe mittels Kontrastmittelgabe unter Ultraschallkontrolle bestimmt wird, dass der Alkohol nur in die gewünschten Abschnitte des Herzmuskels fließen kann.

Das Filmteam am Juliusspital

Bereits einen Tag vorher reiste das 3-köpfige Filmteam an, um die notwendige Technik im Herzkatheter Labor am Standort Juliusspital aufzubauen und den genauen Ablauf mit dem beteiligten Medizinerteam zu planen. Mehrere Kameras filmen auch den kleinsten Handgriff, auf einem Kontrollmonitor verfolgt das Filmteam die Aufnahmen der Kameras sowie die Anzeige sämtlicher Monitore.

Die Septumablation ist ein personalintensives Operationsverfahren, neben Prof. Dr. med. Hubert Seggewiß waren am 2. April Frau Dr. med. Angelika Batzner und Prof. Dr. med. Malte Meesmann, im Herzkatheterlabor bzw. am Überwachungsmonitor. Zusätzlich selbstverständlich das Assistenzpersonal im Herzkatheterlabor, die die Röntgenaufnahmen und Druckkurven überwachen. 

Auch die Patienten wurden bereits am Vortag für umfangreiche Voruntersuchungen aufgenommen.

Die Patientin während des ersten Eingriffs ist bei Bewusstsein, Prof. Seggewiß erklärt immer wieder jeden einzelnen Handgriff für Sie, aber natürlich auch für das Filmteam.

Dank des neuen Herzultraschallgeräts, dass am Juliusspital angeschafft wurde, sind alle wichtigen Schritte auf den Monitoren klar zu erkennen, selbst der nur 0,014 mm dicke Draht, der zur Behandlung an der exakt richtigen Stelle platziert werden muss. Die Arbeit mit derart kleinen Instrumenten erfordert viel Fingerspitzengefühl.

Mit viel Ruhe und Geduld arbeitet das gesamte Team an dieser OP, nach ca. 1,5 Stunden ist es geschafft, der Eingriff war erfolgreich. Aufgrund des künstlich erzeugten Herzinfarkts muss die Patientin für 48 Stunden auf der Intensivstation überwacht werden. Im Anschluss folgt ein stationärer Aufenthalt von ca. einer Woche.

Das von Prof. Seggewiß weiterentwickelte Verfahren setzt eine hohe Erfahrung voraus und sollte nur in spezialisierten Kliniken durchgeführt werden. Jedes Jahr kommen etwa 60 Patienten aus aller Welt für diesen Eingriff ans Juliusspital, oft auch schon mit ihren Kindern, um deren Risiko abzuklären. An diesem Tag werden insgesamt 3 Patienten operiert, danach sind alle wichtigen Schritte für den Lehrfilm festgehalten.

Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in eine ganz besondere medizinische Behandlung!

Weitere Informationen über HOCM finden Sie auf folgender Website: www.hocm.de


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Frau Dr. med. Angelika Batzner und Prof. Dr. med. Hubert Seggewiß während der OP
Die Kameratechnik im OP
Das verdickte Gefäß wird am Monitor lokalisiert