Kampf gegen die Tuberkulose: Expertise und Erfahrung an der Missioklinik

Veröffentlicht: 22. Mär 2019  | Tags: Tropenmedizin, Allgemein

Der 24. März ist der alljährliche Welt-Tuberkulosetag. Würzburg ist im Kampf gegen die gefährlichste Infektionskrankheit der Menschheit besonders gut aufgestellt.

Husten, Fieber, Schwäche, Nachtschweiß: Die Symptome ähneln einer hartnäckigen Erkältung. Ein Grund, warum die Tuberkulose (Tb) häufig lange unerkannt bleibt. Die Infektionskrankheit zählt zu den bedrohlichsten Erkrankungen und bleibt auch 2019 ein großes weltweites Problem. Nach Angaben der WHO erkrankten im Jahr 2017 über zehn Millionen Menschen neu, 1,6 Millionen starben. So viel wie an keiner anderen Infektionskrankheit. In Deutschland verharrt die Zahl der Tb-Erkrankungen auf hohem Niveau: Laut dem Robert-Koch-Institut wurde 2018 bei 5.429 Menschen die Diagnose Tb neu gestellt.

Tuberkulose in Würzburg? Kein Grund zur Sorge!

Am Standort Missioklinik des Klinikum Würzburg Mitte (KWM) wurden in den ersten drei Monaten des Jahres 2019 bereits über 30 Tb-Patienten behandelt. Die meisten haben einen Migrationshintergrund. „Hier gibt es einen Zusammenhang. Tb ist in vielen Ländern Afrikas und Asiens sehr weit verbreitet“, erklärt Prof. Dr. August Stich, Chefarzt der Tropenmedizin am KWM-Standort Missioklinik. 3/4 der Tb-Patienten, die hierzulande diagnostiziert werden, sind im Ausland geboren. Eine übertriebene Angst, sich selbst mit Tb anzustecken, ist allerdings unbegründet. „Trotz der hohen Zahlen besteht keine vermehrte Gefahr für die Bevölkerung in Deutschland“, so Prof. Stich.

Die Tb ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die über Atemluft verbreitet wird. Voraussetzung dafür ist aber eine „offene“ Lungentuberkulose bei einem Patienten und ein enger Kontakt in schlecht belüfteten Räumen. Bei vielen Patienten ist die Tb allerdings „geschlossen“ — also nicht ansteckend — und betrifft andere Organe wie Lymphknoten, Niere oder Knochen. Ein rascher Behandlungsbeginn bei Kranken ist der beste Schutz vor einer Weiterverbreitung. „Deshalb muss es unser Bestreben sein, Barrieren beim Zugang zu Behandlung abzubauen“, sagt Prof. Stich.

Menschen auf der Flucht sind gefährdet, nicht gefährlich.

Tb ist heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt und konsequent behandelt wird. Aber genau hier liegt das Problem. Kranke in den am meisten betroffenen Regionen der Erde haben oft keinen oder einen sehr eingeschränkten Zugang zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung. Der Nachweis der Tb-Erreger ist schwierig. Die Bakterien können Jahre im Körper verbringen, bis es zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Unzureichende Ernährung, schwere Grunderkrankungen, schlechte hygienische Verhältnisse und Stress schwächen das Immunsystem und die Krankheit bricht aus. Bedingungen, wie sie bei Flüchtlingen häufig zu finden sind, die dann auch ein hohes Risiko haben zu erkranken.

In Deutschland wird die Tb manchmal erst spät erkannt, weil vielen Medizinern die Erfahrung mit dem vielgestaltigen klinischen Bild der Krankheit fehlt. Dies gilt besonders für die so genannten „extrapulmo-nalen“ Tuberkulosen, die sich oft hinter dem Bild eines Tumors, Eiterherdes oder chronischer Entzündun-gen verbergen. Die Behandlung ist aufwendig und dauert viele Monate. Die Patienten müssen mindestens vier verschiedene Medikamente mit vielfältigen Nebenwirkungen über lange Zeit einnehmen und regelmäßig zu Untersuchungen kommen. „Das lässt sich mit den Ortswechseln durch die häufigen Umverteilungen der Flüchtlinge schwer vereinbaren. Unsere Aufgabe muss es sein, bessere Bedingungen für eine adäquate Versorgung zu schaffen“, so Prof. Stich.

Diagnose, Behandlung, Unterstützung

Dazu gehört der schnelle Zugang zu Diagnostik und Behandlung, aber auch mehr Wissen auf Seiten von Ärzten, Pflegepersonal und den Patienten selbst. Wird eine Therapie zu früh abgebrochen, können die überlebenden Bakterien Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln. Die Folge: noch teurere Medi-kamente mit noch mehr Nebenwirkungen über eine noch längere Zeit. Überlebt der Patient, sind bleibende Organschäden oft die Folge.
Damit es nicht so weit kommt, hat das Missionsärztliche Institut (MI) in Würzburg ein neues Tuberkulose-Paten-Programm gestartet. „Wir wollen jeden heilen, ganz gleich wo er oder sie herkommt!“, sagt Prof. Stich. In enger Kooperation mit dem KWM wird jedem Tb-Patienten eine Patin oder ein Pate vermit-telt, der ihn während der gesamten Behandlungsdauer betreut. Meistens handelt es sich bei diesen Paten um Medizin-Studierende der Uni Würzburg.

Für Prof. Stich lohnt sich das Projekt gleich aus zwei Gründen: „Zum einen helfen die Paten den Patienten, die schwierige Krankheit zu verstehen, regelmäßig ihre Medikamente einzunehmen und zu den not-wendigen Untersuchungen zu kommen. Auf der anderen Seite hat das Projekt aber auch eine starke sozialmedizinische Komponente. Die Studenten lernen ihrerseits nicht nur das Krankheitsbild der Tb besser kennen, sondern besonders auch die Schwierigkeiten einer adäquaten Versorgung und die Schwä-chen unseres Medizinsystems“, so Prof. Stich.

Vernetzte Hilfe und langjährige Erfahrung

Als Chefarzt an der KWM-Missioklinik haben er und sein Team langjährige Erfahrungen bei der Betreuung von Patienten mit Migrationshintergrund erworben. Migrantengesundheit ist zu einem Schwerpunkt der Tropenmedizin geworden. Darüber hinaus arbeitet das Team sehr eng mit der Pneumologie und der Thoraxchirurgie am Missio zusammen. „Zusammen mit den Chefarztkollegen PD Dr. Matthias Held und Dr. Danjouma Cheufou haben wir eine tolle Partnerschaft, in die jeder seine Kompetenzen und Erfahrungen zur bestmöglichen Versorgung auch der schweren und komplizierten Fälle einbringen kann. Die kurzen Wege im Haus und der direkte rasche Austausch ermöglichen gerade im Bereich der Tuber-kulose eine rasche zielgerichtete Diagnose und umfassende Therapie.“

Die enge Verbindung zum Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg macht schnelle und eindeutige Diagnosen möglich. Daneben schaffen die Kooperationen mit global agierenden Nicht-Regierungs-Organisationen wie dem MI und der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) ein leistungsfähiges, überregional agierendes Netzwerk.

Würzburg ist ein Zentrum im Kampf gegen Tuberkulose.

  • Hier finden Sie weitere Informationen zur Arbeit der DAHW und des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg. 
  • Würzburger Mediziner fordert: "Flüchtlinge besser versorgen" - Den Main Post Bericht zum Welt-Tuberkulose-Tag finden Sie hier

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Chefarzt Prof. Dr. med. August Stich und sein Team an der KWM Missioklinik haben langjährige Erfahrungen bei der Betreuung von Tuberkulose-Patienten.
Die Klinik für Tropenmedizin an der Missioklinik arbeitet im Kampf gegen Tuberkulose eng mit der Pneumologie und der Thoraxchirurgie im gleichen Haus zusammen. Darüber hinaus sind das Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg, das Missionsärztliche Institut und die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) wichtige Kooperationspartner. (Fotos: Matthias Reimers)