Basteln mit bunten Glasscherben

Veröffentlicht: 19. Nov 2012  | Tags: Missio Kinderklinik

Frauke Pfeuffer plant ihre Malstunden in den Kinderkliniken sorgfältig vor - damit die kranken Kinder möglichst viel davon haben. Diesmal werden in der Mönchbergklinik in Würzburg Blumen aus bunten Glasscherben gebastelt:
„Das ist ein Material, das kennen die Kinder kaum von zu Hause." Auch „Zauberpaste" hat Frauke Pfeuffer mit im Gepäck: „Damit dürft ihr die Leinwand grundieren", erklärt sie den kleinen Patienten, die sich an diesem Vormittag im Spielzimmer eingefunden haben. Lisa zog sich kürzlich einen bösen Infekt zu. „Sie bekam einen Pseudokruppanfall", berichtet ihre Mutter. Die Fünfjährige ist nicht zum ersten Mal in der Klinik. Deshalb kennt sie auch schon „Fraukes Malstunde" - und hat sich den ganzen Morgen darauf gefreut. Die zehn Jahre alte Antonia wurde gestern in die Klinik gebracht: „Ich fiel vom Pferd, bin auf den Rücken geknallt." Dass heute mit Glasscherben gearbeitet wird, findet sie toll. Antonia streift sich einen Malkittel über den Kopf, greift zu Schutzbrille und Hammer und beginnt, die größeren Scherben, die bei der Gestaltung von Würzburger Kirchenfenstern übrig geblieben sind, in kleinere zu zerhauen. Lisa bekommt es astrein hin, aus den vorhandenen Glasscheiben ein buntes Fantasiebild zusammenzulegen. „Das ist ein Falke", erklärt sie Frauke Pfeuffer und weist auf ein graues Stück Glas hin. Unter dem Haus ist, in gleicher Größe wie das Haus, eine braune Glasmaus zu sehen. Während Lisa ihr Bild gestaltet, vergisst sie, dass sie vor wenigen Nächten einen so heftigen Anfall hatte, dass man hätte denken können, sie erstickt. Sie vergisst auch so unangenehme Prozeduren wie Blutabnehmen. Manchmal piepsen auch die ganze Nacht lang Monitore. „Deshalb hat Cosima heute nicht gut geschlafen", erklärt die Mutter der Dreijährigen, die mit ihrer Tochter zu „Fraukes Malstunde" gekommen ist.

Der Umgang mit Farbe während des stationären Aufenthalts birgt laut Chefärztin Dr. Christina Kohlhauser-Vollmuth die Chance, dass die Kinder die Freude an allen Formen der bildenden Kunst aus dem Krankenhaus mit in ihren Alltag nehmen. „Das Projekt ist ein Baustein, um kranken Kindern zu zeigen, dass auch in schwierigen Situationen Kreativität entfaltet werden kann", so die Pädiatrieprofessorin, in deren Klinik „Kreativitätstherapeutin" Frauke Pfeuffer seit dem Jahr 2008 wöchentlich zu Besuch ist. Kreativität wiederum stärke Selbstbewusstsein und die Selbstheilungskräfte: „Deren Bedeutung darf nicht unterschätzt werden." In welchem Maße Malen den Krankheitsverlauf begünstigt, könne allerdings nicht glasklar nachgewiesen werden. Kohlhauser-Vollmuth: „Ähnlich wie bei den Klinikclowns lassen sich auch hier die therapeutischen Effekte nicht mit harten medizinischen Fakten und Daten belegen. Daher gibt es leider auch kein Geld von den Krankenkassen für die kontinuierliche Fortführung dieses Projekts." 12 000 Euro sind pro Jahr nötig, damit die Malstunde jeden Mittwoch in der Uni-Kinderklinik und donnerstags in der Kinderklinik am Mönchberg stattfinden kann.

Das meiste Geld wird für Farben und Material benötigt. „Leider haben wir nur noch bis Jahresende Geld", bedauert Frauke Pfeuffer, die auf ein rechtzeitiges „Weihnachtsgeschenk" hofft. Nando hat es eigentlich eher mit Bits und Bytes als mit Farben und Formen. „Seit etwa zwei Jahren malt er daheim gar nicht mehr", bedauert die Mutter des Zehnjährigen, der in die Klinik kam, weil er vom Klettergerüst fiel. „Computer sind einfach spannender als Malen und Basteln", findet der Junge. Doch als es dann losgeht mit der Malstunde, wird auch dieser kleine Patient mitgerissen. Zumal ja nicht nur brav gemalt wird. Sondern man mit dem Hammer Glasscheiben zertrümmern kann. Genau darin liegt Fraukes große Kunst: „Vom Thema und den Materialien her versuche ich jedes Mal, für alle Kinder etwas zu finden. Egal, ob sie drei oder 15 Jahre alt sind."

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Unter der Anleitung von Frauke Pfeuffer legt die fünf Jahre alte Lisa mit großen bunten Buchstaben ihren Namen.