Missio feiert Weltanästhesie-Tag

Veröffentlicht: 16. Okt 2012  | Tags: Anästhesie

Ein Interview mit Chefarzt Dr. Christian Kirchhoff Weltweit wird jährlich am 16. Oktober mit dem Weltanästhesie-Tag die erste Äthernarkose gefeiert. Die Missionsärztliche Klinik beteiligt sich erstmals an dieser Aktion und lädt zu einer bundesweiten Telefon-Aktion ein, in der hochkarätige Fachärzte über eine zentrale Hotline Fragen aus der Bevölkerung rund um das Thema Narkose, Schmerztherapie, Notfall- und Intensivmedizin beantworten. Unter dem Motto „Anästhesisten können mehr" informiert die Aktion über ein vielfältiges und abwechslungsreiches Fachgebiet, das vier Hauptgebiete aufweist: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Seit 1842 die erste Äthernarkose durchgeführt wurde, hat sich die Anästhesiologie rasant weiterentwickelt - in der Bevölkerung gibt es aber immer noch vielfältige Ängste und Vorurteile, was Narkose und Schmerztherapie betrifft. Wir sprachen mit Dr. Christian Kirchhoff, Chefarzt in der Missionsärztlichen Klinik Würzburg, Fachbereich Anästhesie, über aktuelle Themen und Wissenswertes rund ums Thema Narkose und Schmerztherapie.

Was ist besonders im Fachbereich Anästhesie in der Missionsärztlichen Klinik? Die Missionsärztliche Klinik ist ja eher eine kleinere und überschaubare Klinik geblieben - was hier besonders auffällt, ist die familiäre und persönliche Atmosphäre. Das gilt für die, die hier arbeiten - aber das schätzen die Patienten, die zu uns kommen, auch. Man möchte sich eben in „guten Händen" fühlen. Wir legen besonderen Wert auf ein gutes Prämedikations-Gespräch, das den Patienten über das geplante Anästhesie-Verfahren und die Schmerztherapie informiert. Das räumt in der Regel auch eventuell vorhandene Ängste und Bedenken aus dem Weg.

Welche modernen bzw. besonderen Narkosetechniken und Schmerztherapien werden im Missio eingesetzt? Im Missio werden heute alle modernen und geläufigen Narkoseverfahren und Schmerztherapien eingesetzt. Das gewählte Verfahren bzw. die Dosierung oder die Kombination der entsprechenden Medikamente wird für jeden Patienten exakt individuell auf seine Konstitution bzw. Vorerkrankungen zugeschnitten. In ca. 60% der Fälle wird in Allgemeinanästhesie, also Vollnarkose operiert. Der Rest wird in Regionalanästhesie abgedeckt. Besonders im Missio ist auch die hohe Anzahl von Geburten - hier sind wir besonders mit der Schmerztherapie während der Geburt beteiligt. Diese erfolgt häufig durch eine Periduralanästhesie, die den natürlichen Geburtsverlauf nicht behindert.

Warum ist eine Narkose (Allgemeinanästhesie) heute so sicher wie nie zuvor? Die Entwicklung der Anästhesie ist in den letzten Jahren sehr rasant verlaufen - das wird in der Öffentlichkeit meist nicht so richtig wahrgenommen. Für die Sicherheit heute sind vor allem diese Punkte verantwortlich: Erstens Verbesserte Medikamente, die feiner und exakter dosierbar sind. Zweitens die permanente Überwachung während der Operation mit mehr und besseren Geräten. Und dann natürlich der speziell ausgebildete Arzt bzw. Narkosepfleger, der während der OP ständig beim Patienten bleibt. Während vor 100 Jahren auf 200 Narkosen ein Todesfall kam, ist das Verhältnis heute 1 zu 250.000 - das sind zwar nur grobe Zahlen, zeigt aber deutlich, wie gering das Risiko heute ist.

Werde ich während der Narkose auch nicht wach? Nein, sonst wäre es ja keine Narkose. Das Phänomen gibt es aber und es wurde gründlichst erforscht. "Intraoperative awareness" ist der Fachbegriff dafür. Damit das heute nicht mehr passieren kann, ist die Überwachung des Patienten während der OP sehr genau und gründlich - ein Aufwachen würde sich ankündigen. Der Arzt kann reagieren und die Narkosetiefe regulieren und somit alles im Griff behalten.

Weshalb darf man vor einer Narkose nichts essen, trinken und auch nicht rauchen? Das ist bei einer Vollnarkose wichtig - es soll eine Aspiration - also das Eindringen von Fremdkörpern in die Atemwege verhindert werden.

Werde ich nach der Operation Schmerzen haben? Voraussichtlich ja. Aber um diese Schmerzen zu mindern bzw. erträglich zu machen, steht uns ein großes Instrumentarium zur Verfügung: So kann man schon vor einer Operation eine schmerztherapeutische Behandlung einleiten, um die Schmerzentstehung zu blockieren. Auch nach der Operation im Aufwachraum wird nahtlos mit der Schmerztherapie fortgefahren, damit der Patient weitgehend schmerzfrei aufwacht.

Muss ich nach einer Narkose mit Übelkeit und Erbrechen rechnen? In der Regel nicht - die Medikamente von heute sind wesentlich besser verträglich. Je nach Konstitution und Art der Operation tritt so etwas gelegentlich auf. Manchmal sind aber auch OP-Techniken verantwortlich für solche Beschwerden. Hier hilft auf jeden Fall ein klärendes und vertrauensvolles Gespräch mit ihrem Anästhesisten.

Erfahren Sie alles, wenn ich in Narkose rede? Reden ist in einer Vollnarkose nicht möglich - bei einer Regionalanästhesie könnten wir uns wahrscheinlich ganz gut unterhalten ...

Eine Lokalanästhesie macht der untersuchende bzw. operierende Arzt; kann der das? Kleinere Eingriffe benötigen eine Lokalanästhesie - Ihr behandelnder Arzt ist in seinem Fachgebiet gut ausgebildet. Ja, der kann das - dazu brauchen Sie nicht unbedingt einen Anästhesisten. Ihr behandelnder Arzt kann aber natürlich jederzeit einen Anästhesisten zu Rate ziehen.

Was raten Sie einem Patienten, der vor einer Operation steht und Angst vor einer Narkose hat? Ich rate zu einem vertrauensvollem Gespräch mit dem behandelnden Anästhesisten. Stellen Sie Fragen, lassen Sie sich über Vor- und Nachteile verschiedener Methoden beraten. Wissen schafft Vertrauen - und Vertrauen nimmt die Angst.

AKTION Bundesweite Telefonsprechstunde: „Anästhesie in sicheren Händen" Am 16. Oktober 2012 werden zwischen 15 und 18 Uhr fünf Fachärzte für Anästhesiologie über eine zentral geschaltete Hotline Fragen aus der Bevölkerung rund um das Thema Narkose, Schmerztherapie, Notfall- und Intensivmedizin beantworten. Frau Prof. Dr. med. Grietje Beck Wiesbaden Telefon: 0800/3752695 Herr Prof. Dr. med. Clemens-Alexander Greim Fulda Telefon: 0800/7234914 Herr Prof. Dr. med. Oliver Habler Frankfurt Telefon: 0800 / 7234901 Frau Dr. med. Susanne Urban Frankfurt Telefon: 0800/7234540 Herr Dr. med. Marc Winetzhammer Darmstadt Telefon: 0800 / 7283687

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Chefarzt Dr. med. Christian Kirchhoff MBA