Was ist Psychoonkologische Beratung?

Veröffentlicht: 08. Sep 2015  | Tags: Gynäkologie & Geburtshilfe

Wir sprachen mit Esther Balling, sie ist Diplom-Psychologin, Psychoonkologin (DKG) am Brustzentrum MainTauber in der Missionsärztlichen Klinik.


1) Was ist psychoonkologische Beratung? Um was geht es da?
Psychoonkologie ist gebildet aus den Worten Psychologie und Onkologie. Die Psychoonkologie bietet Hilfestellung bei der Verarbeitung und Bewältigung von Krebserkrankungen. Im Fokus steht der Patient mit seinem Anliegen.

2) Wie sieht psychoonkologische Arbeit in der Praxis aus?
Bei uns im Brustzentrum Main-Tauber sind es hauptsächlich Frauen, die ich betreue. Die erste Begegnung erfolgt stationär, d.h. ich gehe selbst auf die Patientinnen zu. In der Beratung gebe ich Orientierungshilfe zum Bewältigen der Situation. Ich biete Unterstützung an zur Stabilisierung in der Krise, in dem Schock, den die Diagnose ausgelöst hat. Zunächst öffne ich Raum für Gedanken und Gefühle. Wichtig ist auch für mich, zu vermitteln, dass jegliche Reaktionen der Patientinnen ok sind. Dass sie ihren Gefühlen Raum geben dürfen.

Wenn die Patientin dies wünscht, werden Familie, Partner und Kinder in die Beratung mit einbezogen.
Die Psychoonkologie ist ein Baustein der gesamten Krebs-Therapie im Brustzentrum. Ziel ist es vor allem, die Lebensqualität wieder zu erhöhen.
Die Beratung geht auch über den stationären Aufenthalt hinaus. Das gehört zum Selbstverständnis des Brustzentrums: Wir bleiben auch danach Ansprechpartner. Das gibt den Patientinnen Sicherheit.

Im Hintergrund erfolgt die Abstimmung mit den Ärzten bzw. der Tumorkonferenz. Ohne den medizinischen Hintergrund ist keine Beratung möglich. Falls erforderlich oder gewünscht, wird die Krankenhausseelsorge in die Beratung eingebunden.

3) Was raten Sie einer Patientin, die soeben die Diagnose Brustkrebs bekommen hat?
Das allerwichtigste ist es, sich Hilfe zu holen – am besten schon direkt nach der Diagnose. Man muss nicht alles alleine schaffen. Es geht nicht nur um den Körper, Gedanken und Gefühle dürfen und müssen auch ihren Raum haben.

4) Was beschäftigt die Patientinnen am meisten?
Es ist oft die Angst vor dem Unbekannten, vor den Ergebnissen der nächsten Untersuchung, vor der Chemotherapie und ihren Begleiterscheinungen und vor einem erneuten Auftreten der Krebserkrankung. Dann auch die Angst vor dem Tod und dem Sterben.
Viele Patientinnen beschäftigt auch die Frage: Wie spreche ich mit der Familie, mit den Arbeitskollegen, den Freunden?

5) Gibt es Positives, das die Erkrankung mit sich bringt?
Unter der existentiell bedrohlichen Situation entdecken die Frauen Dinge neu oder diese bekommen einen neuen Stellenwert. Es ist schön, sie auf dieser Entdeckungsreise zu begleiten.

5) Sie beraten auch Ärzte und/oder Pflegekräfte, die mit den Erkrankungen zu tun haben?
Ich stehe allen zur Verfügung. Ich stehe in Kontakt mit den Ärzten und dem Pflegepersonal und wir tauschen uns über die Patientinnen aus.
Zudem biete ich klinikintern kleine Entspannungs-Einheiten für MitarbeiterInnen an: 10 min. Ruhe-Oase im stressigen Klinikalltag. Das hilft und wird gut angenommen.

6) Welche Angebote für Krebskranke gibt es noch?
Eine wichtige Adresse ist die Psychosoziale Krebsberatungsstelle Würzburg (Bay. Krebsgesellschaft e.V.). Außerdem gibt es verschiedene Selbsthilfegruppen wie die „Allianz gegen Brustkrebs e.V.".
Der Krebsinformationsdienst stellt im Internet eine Liste zur Verfügung, auf der alle zertifizierten Psychoonkologen aus Deutschland zu finden sind: www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/wpo.php

Kontakt:

Esther Balling

Diplom-Psychologin, Psychoonkologin (DKG, WPO)
Psychoonkologische Beratung am Brustzentrum MainTauber
(Standort Würzburg)
Salvatorstr. 7 · 97074 Würzburg
Tel.: 0931/791-2610
E-Mail: esther.balling@missioklinik.de

(Foto und Interview: Inline Internet & Werbeagentur)


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Esther Balling Diplom-Psychologin, Psychoonkologin (DKG, WPO) Psychoonkologische Beratung am Brustzentrum MainTauber
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