Interview mit Spezialisten zum Thema Darmkrebs
Veröffentlicht: 08. Mär 2018
Die Chefärzte Prof. Dr. Wolfgang Scheppach (Gastroenterologie/Rheumatologie) und Prof. Dr. Ekkehard Schippers (Allgemein- & Viszeralchirurgie) leiten das Viszeralonkologische Zentrum Juliusspital Würzburg. Das Zentrum wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert und verfügt über ein interdisziplinäres Team aus motivierten und exzellent geschulten Mitarbeitern. Früherkennung, Behandlung und Nachsorge bei Dickdarm-, Enddarm- & Pankreaskrebs stehen im Mittelpunkt. Anlässlich des Darmkrebsmonats März haben wir die beiden Chefärzte interviewt.
Wie häufig ist Darmkrebs?
Darmkrebs ist in Deutschland bei Männern und Frauen die zweithäufigste Tumorart. Bei jährlich etwa 63.000 Neuerkrankungen muss jeder 17. Bürger im Lauf seines Lebens mit dieser Krankheit rechnen.
Wie entsteht Darmkrebs?
Genau weiß man das nicht. Umweltfaktoren – vor allem die Ernährung – beeinflussen jedoch das Erkrankungsrisiko. Darmkrebs entwickelt sich meist langsam über gutartige Vorstufen (Darmpolypen), die im Lauf der Zeit bösartig werden können. Diese rechtzeitig zu erkennen und zu beseitigen ist die wirkungsvollste Darmkrebsvorsorge.
Ist Darmkrebs heilbar?
Ja, in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Diagnosestelle und der Expertise des Chirurgen ist der Dickdarmkrebs in einer hohen Prozentzahl allein durch eine chirurgische OP heilbar. Auch in fortgeschrittenen Stadien lässt sich unter Anwendung von Chemotherapie und evtl. Bestrahlung die Wahrscheinlichkeit des Überlebens zusätzlich steigern.
Geht Enddarmkrebs immer mit einem künstlichen Darmausgang einher?
Nein. Unter Einsatz moderner Operationstechniken, sowie Unterstützung durch Strahlen- und Chemotherapie lässt sich heute in mehr als 95 % ein dauerhafter künstlicher Darmausgang vermeiden und so eine erheblich verbesserte Lebensqualität erreichen.
Gibt es Menschen, die ein erhöhtes Risiko haben?
Über das ohnehin beträchtliche Durchschnittsrisiko hinaus gibt es in 5-10 Prozent der Fälle erblichen Dickdarmkrebs. Danach sollte gezielt gefahndet werden, wenn der Betroffene oder Verwandte ersten Grades vor dem 50. Lebensjahr erkrankt sind.
Welche Symptome verursacht Darmkrebs?
Grundsätzlich treten Beschwerden erst spät auf. Polypen und Darmkrebs verursachen im Anfangsstadium keinerlei Symptome. Es kann bis zu 10 Jahre dauern, bis sich die Krankheit durch körperliche Anzeichen bemerkbar macht (sichtbares Blut im Stuhl, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme).
Wo kann ich eine Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs machen lassen?
Den Stuhlbluttest bei Hausärzte und verschiedene Fachärzte (Frauenärzte, Urologen). Dickdarmspiegelungen werden zum einen in den Arztpraxen von Internisten mit Schwerpunkt Gastroenterologie angeboten. Zum anderen führen auch Krankenhäuser wie das Juliusspital Dickdarmspiegelungen unter ambulanten Bedingungen durch. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt!
Wie lässt sich Darmkrebs möglichst frühzeitig entdecken?
Geraten wird zur Teilnahme am Vorsorgeprogramm der gesetzlichen Krankenkassen. Dieses sieht vor, ab dem 50. Lebensjahr jährlich einen Stuhlbluttest durchführen zu lassen. Mit dem vollendeten 55. Lebensjahr sollte eine vollständige Dickdarmspiegelung erfolgen, die bei unauffälligem Befund 10 Jahre später wiederholt werden sollte. Bei Ablehnung der Dickdarmspiegelung sollten als zweitbeste Lösung die Stuhlbluttests alle 2 Jahre fortgesetzt werden.
Wie kann ich mir eine Dickdarmspiegelung vorstellen?
Bei einem Vorgespräch werden individuelle Untersuchungsrisiken und die Vorbereitungsmaßnahmen besprochen. Die Darmentleerung werden Sie in der häuslichen Umgebung gemäß ausgehändigtem Plan vornehmen. Zum vereinbarten Zeitpunkt finden Sie sich dann in der Endoskopie-Abteilung der Praxis oder des Krankenhauses ein, wo die Darmspiegelung nach Gabe eines kurz wirksamen Schlafmittels durchgeführt wird. Darmpolypen werden unmittelbar endoskopisch abgetragen. Nach der Untersuchung sollten Sie sich abholen lassen, da die Teilnahme am Straßenverkehr für mindestens 12 Stunden verboten ist.
Vielen Dank für das Interview!
Weitere Informationen finden Sie auch auf www.kwm-juliusspital.de