Ebola-Ausbruch in Guinea - wie gefährlich ist das Ebola-Virus?

Veröffentlicht: 02. Apr 2014  | Tags: Tropenmedizin

Würzburg, 31.3.2014
Aktuelle Ebola-Fälle in Guinea erregen die öffentliche Aufmerksamkeit. Die Fakten: Ein hoch ansteckendes, meist tödliches Virus, kein Gegenmittel und schneller Krankheitsverlauf. Ein Grund zur Panik? "Nein" sagt Chefarzt Prof. Dr. August Stich, Leiter der Tropenmedizin der Missionsärztlichen Klinik Würzburg.

Herr Prof. Stich, wie gefährlich ist das Ebola-Virus? Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern, die wir überhaupt kennen. Es ist hoch ansteckend bei direktem Kontakt mit Körperflüssigkeiten von infizierten Menschen und Tieren. Bei mehr als zwei Dritteln der Patienten führt es in wenigen Tagen zum Tode. Beim Ausbruch der Erkrankung kommt es zu hohem Fieber und zunehmend zu Blutungen. Bisher gibt es kein Mittel gegen das Virus.

Was ist Ebola eigentlich? Ebola ist ein Virus aus der Familie der Filoviren. Es ist in seiner Verbreitung auf die Tropen der Alten Welt beschränkt und hat sein natürliches Vorkommen in verschiedenen Fledermausarten. Menschliche Fälle traten bisher nur in Zentral- und Westafrika auf.

Seit wann gibt es diese Krankheit? Das Ebola-Virus gibt es sicher schon seit langem. Bekannt wurde es das erste Mal durch einen Ausbruch im Kongo in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Seither kommt es immer wieder zu einzelnen Fällen oder gar Ausbrüchen in verschiedenen Ländern, besonders in Uganda und im Kongobecken. Die Region in Guinea, wo das Virus aktuell ausgebrochen ist, ist zum ersten Mal davon betroffen.

Gibt es eine Impfung? An einer Impfung wird aktuell geforscht, ebenso an wirksamen Medikamenten. Aktuell kann man aber gegen das Ebola-Virus noch nicht impfen.

Wie kann man sich anstecken? Eine Ansteckung ist nur durch direkten Kontakt mit den Körperflüssigkeiten von erkrankten Menschen und Tieren möglich. Deshalb müssen Mitarbeiter in Krankenhäusern und die nächsten Angehörigen von Patienten, die mit der Pflege von Kranken und der Bestattung von Toten betraut sind, besonders geschützt werden. Ebola wird glücklicherweise nicht über die Luft oder das Trinkwasser übertragen. Deshalb besteht für Touristen und Geschäftsreisende, auch wenn sie sich an einem Ort aufhalten, an dem Ebola gemeldet ist, keine Gefahr der Ansteckung.

Ist es aktuell möglich, dass die Krankheit auch zu uns nach Deutschland kommt? Es besteht immer die Möglichkeit, dass infizierte oder gar kranke Menschen nach Europa reisen und Ebola hier diagnostiziert wird. Darauf sind wir aber vorbereitet. Wenn man die notwendigen Isolationsmaßnahmen für Patienten zum Einsatz bringt, besteht keine Gefahr der Übertragung des gefährlichen Virus auf andere oder gar ein Übertritt auf die Bevölkerung. Auch in der Missionsärztlichen Klinik haben wir eine solche Isolierstation mit einer besonderen Schutzausrüstung für speziell geschultes Personal. Deshalb haben wir keine Angst vor dem Virus! Ebola ist zwar berühmt wegen seiner hohen Todesrate. Es ist aber keine Krankheit, die sich wie eine Seuche flächenhaft ausbreiten kann und eine Gefahr für Deutschland darstellt.

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Prof. Dr. August Stich, Chefarzt der Tropenmedizin in der Missionsärztlichen Klinik.
Prof. Stich wurde auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit erneut zum Vize-Präsidenten gewählt. Die DTG ist über hundert Jahre alt und gilt als die wissenschaftliche Fachgesellschaft für Tropenmedizin in Deutschland. (Foto: Inline Internet & Werbeagentur)