Tag der offenen Tür Neurologische Frührehabilitation

Veröffentlicht: 01. Okt 2018  | Tags: Neurologie & Neurologische Frührehabilitation, Allgemein, Veranstaltung

Die Neurologische Frührehabilitation Phase B ist Teil der Klinik für Neurologie am KWM-Standort Juliusspital. Hier werden Patienten mit schweren neurologischen Erkrankungen behandelt. Teilweise sind die Patienten noch intensivmedizinisch behandlungspflichtig und müssen beatmet werden. Das bedeutet für das interdisziplinäre Team aus Ärzten, Pflegekräften, Therapeuten und Sozialarbeitern eine große Herausforderung. Oberstes Ziel ist es, die Genesung des Patienten zu beschleunigen und verloren gegangene Funktionen und Fähigkeiten wiederherzustellen.

An mehreren Stationen präsentierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eindrucksvoll ihre täglichen Herausforderungen. Stationsleitung Petra Budig und Oberarzt Dr.med. S. Nunnemann freuten sich über den regen Zulauf.

Das Pflegepersonal hat ein Krankenzimmer um die fiktive Patientin „Frau Echter“ eingerichtet, die die Möglichkeiten zur Monitorüberwachung und trachealen Absaugung, sowie die notwendigen Ernährungs- und Infusionspumpen zeigen. Dies soll den hohen technischen Aufwand, der bei den schwer-betroffenen Patienten betrieben werden muss, optisch darstellen. Außerdem wurden verschiedene Lagerungsmöglichkeiten, unter anderem auch ein asymetrischer Sitz mit besonderen Bobath-Techniken wie die „Spitzfußprophylaxe“ durch spezielle Fußwickel oder den Bauchwickel für die Rumpfstabilität demonstriert.

Auf großformatigen Postern wurden anhand von Fotoserien die Ziele der aktivierenden-therapeutischen Pflege, der lange Weg der Patienten auf die eigenen Füße oder die Versorgung bei liegenden Trachealkanülen dargestellt.

Hilfsmittel, wie die höhenverstellbare Badewanne oder spezielle Rollstühle wie den Aktivrollstuhl, ermöglichen den Patienten eine frühere Selbstständigkeit und sollen ihre Eigenaktivität fördern.

Außerdem wurde die Aromatherapie vorgestellt, die zum Beispiel das Wohlbefinden bei Unruhezuständen, bei Fieber oder Blutdruckschwankungen durch Duftlampen oder in Waschungen unterstützen soll.

Ziel aller therapeutischen Bemühungen ist es, die Fähigkeiten des Patienten zu erhalten bzw. zu fördern und  zu einem möglichst sebstständigen Alltag zu verhelfen. Obwohl die einzelnen Therapeuten jeweils ihr Spezialgebiet haben, ist vor allem das Zusammenspiel aus allen Maßnahmen für den Patienten wichtig.

In der Ergotherapie  wird das Wiedererlangen der Handlungsfähigkeit, sowie der Erhalt und die Förderung vorhandener Fähigkeiten in einem möglichst alltagsorientierten Behandlungsrahmen beübt z. B. in Form des Wasch- und Anziehtrainings, bei der Erprobung und Nutzung eines Einhänderbretts.

In der physiotherapeutischen Behandlung werden unter Berücksichtigung der individuellen Störungen vorwiegend die motorischen Körperfunktionen und Fähigkeiten der Patienten gefördert. Mit Hilfe eines Stehtrainers oder Stehbretts können die Patienten beispielsweise auf ihren eigenen Beinen/Füßen stehen und haben somit die Arme frei für andere alltägliche Tätigkeiten.

Sprachtherapeuten betreuen Patienten, die aufgrund der neurologischen Erkrankung eine Sprach- oder Sprechstörung erlitten haben. Nach eingehender Diagnostik werden hier z.B. Übungen zur Verbesserung der Artikulation, des Sprachverständnisses, der Wortfindung oder des Satzbaus durchgeführt. Ein weiteres Aufgabengebiet ist die Behandlung von Dysphagien. Hierbei steht die Entwöhnung von Trachealkanülen und der orale Kostaufbau im Fokus.

Durch die Neuropsychologen werden die kognitiven Funktionen wie z.B. Aufmerksamkeit und Konzentration, Gedächtnis und die visuelle Wahrnehmung der Patienten bereits am Krankenbett geübt. Dabei kommen neben einfachen Übungen auf Tischebene auch erste kognitive Übungen am Laptop zum Einsatz.

Der Sozialdienst berät die Patienten und ihre Angehörigen z.B. in sozialrechtlichen Angelegenheiten und organisiert die weitere Rehabilitation und pflegerische Versorgung.

Ein häufiges Problem der Patienten der neurologischen Frühreha sind Schluckstörungen. Die Gefahr bei unvollständigem Schlucken ist immer die „Aspiration“, also das Eindringen von festen oder flüssigen Stoffen in die Atemwege.

Herr Oberarzt Dr. med. Ch. Uibel  demonstrierte eine „fiberendoskopische Schluckuntersuchung“, die in Zusammenarbeit mit der Abteilung der Sprachtherapie durchgeführt wird. Das Gerät ist mobil einsetzbar, somit kann die Untersuchung auch direkt am Patientenbett durchgeführt werden. Das Endoskop wird über die Nase eingeführt und die Kamera überträgt die Sicht auf den Kehlkopf auf einen Monitor. So können strukturelle Veränderungen oder Funktionseinschränkungen evaluiert werden. Der aufrecht sitzende und kooperative Patient bekommt nun unter Sichtkontrolle verschiedenen Konsistenzen (z.B. Götterspeise, Flüssigkeiten, Obstbrei, Brot) verabreicht. Hierbei können Kompensationsmanöver (z. B. Änderungen der Kopfhaltung) getestet sowie therapeutische Übungen und Kostformempfehlungen abgeleitet werden.

Neben den Ärzten, Pflegern und Therapeuten der Station stellten auch drei externe Firmen ihre Hilfsmittel für Patienten vor.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Neurologischen Frühreha arbeiten täglich mit einem großen Engagement für ihre Patienten und präsentierten ihre Aufgaben eindrucksvoll und anschaulich. Die Besucher bekamen einen guten Einblick in diese besondere Station – vielen Dank an das gesamte Team für den außergewöhnlichen Tag!


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Die fiktive Patientin "Frau Echter". Alle Fotos: Klinikum Würzburg Mitte
Vortrag Oberarzt Dr. med. Ch. Uibel
Übungsmaterial der Ergotherapie
Pflegedienstleitung Ch. Beyer, Stationsleitung P. Budig, Oberarzt Dr. med. S. Nunnemann